Der Bergsturz von elm

Vorgeschichte

Das Schiefergeschäft prägte die Geschichte des Sernftals über Jahrhunderte ganz entscheidend. An­fänglich brachte die Schieferverarbeitung den Bergbauern einen willkommenen Nebenverdienst. Den Anlass für die gewerbsmässige Ausbeutung der Bodenschätze gab Mitte des 19. Jahrhunderts die Einführung der allgemeinen Schulpflicht. Die rege Nachfrage im In- und Ausland, vor allem in Deutschland, verhalf den verschiedenen Konzes­sionsbetrieben zu einträglichen Profiten. Die Aussicht auf reichlich fliessende Geldströme bewogen die Elmer Tagwensbürger 1878, den Abbau auf eigene Rechnung zu betreiben. Mangelnde Kenntnisse im Bergbau führten dann aber am 11. September 1881 zum verheerenden Bergsturz.

Hergang des Bergsturzes

Am Sonntagnachmittag, dem 11. September 1881, ein Viertel nach fünf Uhr, erfolgte der erste Sturz. Der Tschingelbach wird verschüttet, und die Schiefermagazine sowie die Wirtschaft zum Martinsloch verschwinden unter den Gesteinsmassen. Es wird panikartig mit dem Aufräumen begonnen. Aus dem Dorf eilen Unerschrockene zu Hilfe. 17 Minuten später scheint der Berg zu bersten. Eine mächtige Schuttmasse fliegt über den Schieferbruch hinweg und verwandelt den grünen Wiesengrund im Un­tertal in eine graue Wüste. Panikartig verlassen die Leute ihre Heimstätten, besessen davon, das Nö­tigste noch zu retten. Knapp vier Minuten später geschieht das Entsetzliche. Der ganze Plattenbergkopf bricht zusammen. Die riesigen Gesteinsmassen drängen sich in einer den Himmel verfinsternden Staubwolke talwärts, verschlingen die Fliehenden am Düniberg, begraben den ganzen Dorfteil im Un­tertal und zerschmettern Wohnhäuser und Ställe bis hinunter ins Äschen. Zurück bleibt ein riesiges Grab. 114 Menschenleben sind ausgelöscht (37 Kinder, 19 Mütter, 32 Frauen sind Witwe geworden, 38 Kinder wurden Vollwaise, 4 Familien sind ganz ausgestorben).

Unter den Felsmassen liegen 90 Hektaren fruchtbarer Bo­den, ein beträchtlicher Waldbestand, 83 Gebäude und das ganze Schieferbergwerk – die Ver­dienstquelle zahlreicher Einwohner. Am anderen Tag treffen die ersten Hilfsmannschaften ein, doch es gibt keine Verletzte zu bergen. Am folgenden Mittwoch nimmt die ganze überlebende Gemeinde auf einer Matte oberhalb der Kirche lautlos für immer Abschied. Elf grosse und zwei Kindersärge senken sich in ein Gemeinschaftsgrab. Alle anderen liegen unter dem Trümmerfeld. Während des Gebets pol­tert es immer wieder am Berg. Pfarrer Mohr wählt als Text für den Trauergottesdienst die Worte: «Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.»